Ein Einblick in die Schulentwicklung: Fokuswochen und SOL

Viel läuft im Hintergrund der Schule, ohne dass wir Schülerinnen und Schüler etwas davon mitbekommen. Mit diesem Interview wird der Vorhang gehoben und ein Blick hinter die Kulissen gewährt. Herr Gisler, Leiter der neunköpfigen Kommission Fokus/SOL, gibt uns einen Einblick. Seine drei organisatorischen Aufgabenbereiche lauten wie folgt: Mitglieder zu Sitzungen einladen, Traktanden zusammenstellen und Sitzungen leiten. Der Teilbereich SOL legt den Schwerpunkt auf die selbstständige Vertiefung überfachlicher Kompetenzen. Fokuswochen gestalten die Semester abwechslungsreich und dabei müssen die Interessen der Lehrpersonen, der Schülerschaft und der Eltern berücksichtigt werden.

Herr Gisler, Sie sind der Leiter der Arbeitsgruppe, welche sich mit der Fokuswoche und SOL beschäftigt. Was sind Ihre Tätigkeiten, Ihre allgemeine Funktion?

Zuerst würde ich gerne präzisieren, dass unsere Arbeitsgruppe eigentlich eine Kommission ist. Eine Kommission ist ein dauerhaftes Gremium, das heisst ohne zeitliche Begrenzung, welches in diesem Fall von der Schule eingesetzt wird und mit einem bestimmten Aufgabenbereich versehen ist. Eine Arbeitsgruppe wäre eher eine Gruppe, die sich um ein engeres Themenfeld kümmert und zeitlich begrenzt ist.

Wir, die Kommission Fokus/SOL, sind vom Gesamtkonvent eingesetzt und auch gewählt worden und haben einen bestimmten, schriftlichen Auftrag erhalten, der vom Gesamtkonvent definiert worden ist.

Worum geht es bei uns? Wir erstellen das Fokuswochen- und SOL-Programm, überprüfen das Durchgeführte laufend und sind auch zuständig für die Zuteilung der Lehrpersonen in spezielle Gefässe. Demnach haben wir organisatorische, aber auch inhaltliche Aufgaben. Wichtig zu betonen ist, dass wir nichts in Eigenregie machen, sondern unsere Geschäfte in den Gesamtkonvent bringen, wo darüber beraten und entschieden wird.

Meine spezifischen Aufgaben als Leiter der Kommission Fokuswoche und SOL sind, dass ich zu den Sitzungen einlade, die Traktanden in Absprache mit der in der Kommission vertretenen Schulleitung zusammenstelle und die Sitzungen leite. Dieses Schuljahr haben wir sieben Sitzungen gehabt, sie finden somit ungefähr alle anderthalb bis zwei Monate statt.

Was ist SOL und die Fokuswoche, und welche Ziele werden damit verfolgt?

Fokuswochen sind Spezialwochen im Schuljahr, während denen der reguläre Stundenplan ausser Kraft gesetzt ist. Hier an der KZI findet das einmal pro Semester, also 12-mal über das ganze Langgymnasium gesehen, statt. Die Schulen können die Anzahl Wochen selbst festlegen. Das Ziel dieser Wochen ist, dass man den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, andere Arbeitsformen kennenzulernen, ein Thema zu vertiefen, Interdisziplinäres zu üben und auch externe Lernorte kennenzulernen. SOL hingegen ist die Abkürzung für selbstständig organisiertes Lernen, ein Begriff, den man in Mittelschulen seit circa 15 bis 20 Jahren kennt. Das angestrebte Endziel des SOL-Curriculums an einer Schule ist die Maturitätsarbeit im letzten Schuljahr. Im Vorfeld wird in kleineren Projekten verschiedener Fächer das selbstorganisierte Lernen geübt und erweitert. Die Zielsetzung ist die Förderung der Selbstständigkeit und der Eigenmotivation, Projekte anzugehen, durchzuführen und abzuschliessen.

Wie werden die unterschiedlichen Interessen vertreten?

Einerseits gibt es die Interessen der Lehrpersonen, beziehungsweise der Fächergruppen, was ein Stück weit zu einem «Verteilkampf» führen kann. Die Schülerschaft hat sicherlich andere Interessen. Unser Anliegen ist es, ein attraktives und abwechslungsreiches Angebot mit zahlreichen externen Wochen anzubieten. Der Kostenfaktor spielt für Eltern und Schule eine wichtige Rolle und schränkt das Ganze ein, so dass beispielsweise nicht jährlich zwei Auslandswochen stattfinden können.

Gibt es Schwierigkeiten beim Entwerfen und Planen? An welche Richtlinien oder Rahmenbedingungen müssen Sie sich halten?

Schwierigkeiten betreffend Logistik und Organisation haben wir grösstenteils in den ersten zwei Jahren angetroffen. Die Schule wuchs und viele Lehrpersonen waren noch an zwei Schulen tätig, was dazu führte, dass die Vergabe der Module an die Lehrpersonen relativ komplex war und alles laufend neu durchgedacht werden musste. Richtlinien gibt es erstaunlich wenige. Wie bereits erwähnt, kann sich jede Schule ihr Schulprogramm bis zu einem gewissen Grad selbst festlegen. Zum Beispiel führt die Kantonsschule Stadelhofen vier Blockwochen pro Jahr durch, meines Wissens handelt es sich dabei um das Maximum. An unserer Schule haben wir bezüglich der Anzahl Wochen einen Mittelweg gefunden. Weitere Richtlinien sind natürlich das Schulprogramm selber, die Lehrpläne und der erwähnte Kostenfaktor.

Die Interessen der Schülerschaft werden miteinbezogen. Gibt es eine Verbindung zur SO (Schülerorganisation), um auf diese Weise Vorschläge in die Besprechung aufzunehmen?

Es gibt bisher keinen institutionalisierten Einbezug der Schülerschaft über die SO oder Befragungen unsererseits. Doch die einzelnen Untergruppen organisieren sich so, dass die ersten Durchführungen von Projekten auch intern evaluiert werden und sie unter Umständen auch von Schülerinnen und Schülern Feedback einholen können, um es in ihrer neuen Planung für das nächste Jahr zu berücksichtigen. Wie gesagt, ist das Ganze eine laufende Planung, ein «work in progress». - Eine Rückfrage an euch: Welche Möglichkeiten seht ihr zur Einbeziehung der Schülerschaft?

Da die SO im Gesamtkonvent vertreten ist und sich so zu gewissen Angelegenheiten äussern kann, ist ein zusätzlicher Einbezug der Schülerschaft unserer Meinung nach nicht notwendig. Bei dringenden Anliegen könnten wir uns direkt an die Lehrpersonen wenden. Gibt es Projekte, die Sie gerne durchgeführt hätten, welche jedoch gescheitert sind? Weshalb?

Ein geplantes Projekt war die Semesterarbeit, welche ursprünglich als Element des SOL-Programms angedacht war. Das Konzept war jedoch allzu umfangreich angelegt und ist deshalb im Gesamtkonvent gescheitert. Anstelle einer grösseren Semesterarbeit wurde ein Kompromiss gefunden: kleinere schriftliche Anwendungsarbeiten in den regulären Fächern als Vorbereitung für die Maturarbeit.

Wie innovativ sind die Projekte an der KZI im Vergleich zu anderen Kantonsschulen? Werden Ideen und Konzepte teilweise übernommen?

Natürlich wird viel übernommen, man kann das Rad nicht ganz neu erfinden. Gute Erfahrungen von anderen Schulen werden eingebracht, um so die besten Konzepte zu adaptieren. Beispielsweise wurden die Sozial- und Wirtschaftswoche mehr oder weniger übernommen. Hingegen ist die Exkursion in diesem Frühlingssemester in den frankophonen Raum, nach Brüssel, eine Erstdurchführung gewesen. Ebenfalls wird die Zukunftswoche, welche die zukünftigen Fünftklässlerinnen und Fünftklässler im Frühlingssemester erwartet, das erste Mal durchgeführt. Diese zwei Elemente sind nicht völlig neu angedacht, aber hier durch die Initiative von Lehrpersonen neu entstanden.

Wenn wir in die Zukunft schauen: Was wird aktuell in der Arbeitsgruppe diskutiert? Was wird geplant?

Aktuell geht es um die Einbindung möglicher Sprachexkursionen nach Spanien und Italien, welches ein Bedürfnis der Lehrer- und Schülerschaft aus dem neusprachlichen Profil ist. Dies in das Fokuswochenprogramm zu integrieren, ist eine Knacknuss, an der wir im Moment arbeiten und über die im Gesamtkonvent verhandelt wird.

Die Zukunftswoche ist ein thematisches Modul, welches sich um bestimmte Aspekte der Zukunft kümmert. Die genauen Zukunftsthemen werden noch ausgearbeitet, aber einiges steht schon fest; die Aktivitäten werden klassenübergreifend stattfinden.